Rund 1,4 Millionen Menschen leiden in Deutschland an Demenz, und die Zahl steigt weiterhin an. Trotzdem wird heutzutage im Bereich der Ursachenforschung sowie bei frühzeitigen Diagnosen und Behandlungen noch viel zu nachlässig gehandelt. Eine aktuelle Studie aus den USA brachte nun Erkenntnisse, die auch neue Möglichkeiten zur Vorsorge gegen Demenz eröffnen.
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Demenz beeinflusst das Leben von Millionen Menschen weltweit und indirekt auch deren soziales Umfeld. Kürzlich bestätigte eine Studie der Johns Hopkins Universität in Baltimore, USA, dass ein Zusammenhang zwischen schlechtem Gehör und der Entwicklung von Demenz bestehen kann. Den Wissenschaftlern nach ist die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, bei Menschen mit schlechtem Gehör um ein Vielfaches höher als bei Menschen mit gutem Gehör. Um einen Zusammenhang herzustellen, haben die Professoren auf Daten einer Langzeitstudie über den Alterungsprozess zurückgegriffen. Diese läuft bereits seit mehr als fünfzig Jahren und zeichnet die Gesundheitsdaten von mehreren tausend Frauen und Männern auf. Die Studienteilnehmer waren durchschnittlich 77 Jahre alt und wurden innerhalb von sechs Jahren in regelmäßigen Abständen untersucht. 2008 litten 58 Menschen dieser Gruppe an Demenz. Unter diesen von Demenz Betroffenen hatten überdurchschnittlich viele bereits zu Beginn über Hörverlust geklagt. Laut der Wissenschaftler erhöht sich das Demenzrisiko je stärker der Hörverlust ist. So ist bei schweren Gehörschäden das Risiko, an Demenz zu erkranken, bereits fünfmal so hoch, wie das mit einem gesunden Gehör der Fall wäre.
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Die Anstrengungen, die das Gehirn unternimmt, um den Hörverlust auszugleichen, werden von den Wissenschaftlern als sehr hoch eingeschätzt. Die dauernde Belastung und die Konzentration auf das Hören könnte demnach zu einer Vernachlässigung der anderen Hirnfunktionen führen. Gleichzeitig geht mit dem Hörverlust meist auch der Verlust von sozialen Kontakten einher. Da schlechtes Hören automatisch zu einer reduzierten Verständigung führt, wird das Alltagsleben von an Hörverlust leidenden Menschen stark beeinträchtigt. Sie ziehen sich immer mehr aus ihrem Umfeld zurück und nehmen weniger aktiv am Leben teil. Soziale Isolation und fehlende externe Stimulation können also ein erhöhtes Risiko im Hinblick auf eine beginnende Demenz darstellen.
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Rund 15 Millionen Deutsche hören schlecht
Hörverlust ist ein Prozess, der meist sehr langsam voranschreitet und eher schleichend einsetzt. Daher ist die Gefahr groß, dass viele der von einem abnehmenden Hörvermögen betroffenen Personen dieses zunächst gar nicht bemerken oder erste Anzeichen ignorieren. Ärzte raten Menschen ab 50 Jahren, regelmäßig einen Hörtest zu machen, um Defizite frühzeitig zu erkennen.
Den möglichen Ursachen lässt sich durch den Einsatz eines Hörgerätes entgegenwirken. Dies kann dabei helfen, den Verlust der kognitiven Fähigkeiten zu bremsen und eine beginnende Demenz hinauszuzögern oder vielleicht sogar zu verhindern.
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Außer zur Kompensation eines beginnenden Hörverlusts könnte ein Hörgerät somit der Prävention einer schwerwiegenden Erkrankung dienen. Grund genug für hörbeeinträchtigte Personen, sich rechtzeitig über eine passende Hörhilfe zu informieren. Wurde früher gerne auf ein Hörgerät aufgrund der Größe und des damit verbundenen öffentlichen Eingeständnisses einer Schwäche verzichtet, spielt diese Argumentation heute keine Rolle mehr. Hörgeräte haben sich zu sehr kleinen Hightech-Produkten entwickelt, die ein hohes Maß an Lebensqualität schenken und den individuellen Bedürfnissen angepasst werden.
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