„Ich esse keine Suppe! Nein! Ich esse meine Suppe nicht! Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“ Der Suppenkaspar aus Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter könnte noch leben, wenn er gesagt hätte, was er „stattdessen“ gern gegessen hätte. Auch würde er vielleicht noch leben, wenn seine Mutter ihn gefragt hätte, was er denn „anstelle der Suppe“ gern essen möchte. Der Suppenkaspar hat nur gesagt, was er „nicht“ möchte, und starb daran. Solch schlimme Folgen haben Negationen natürlich in den seltensten Fällen, dennoch wirken sie.
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Menschen, die sich wünschen, eine bestimmte Position im Leben einzunehmen, und sich damit schwertun, sprechen oft in Negationen. Auch Menschen, die das Leben oder sich selbst verneinen, etwas negieren, negativ denken und fühlen, können ihre Sprache hinsichtlich Negationen unter die Lupe nehmen. Negationen sagen immer, was wir nicht wollen, aber nicht, was wir wollen. Wenn Sie in einem Restaurant sagen, dass Sie kein Bier und kein Schnitzel wollen, dann wird sich der Kellner vermutlich schwertun, das passende Gericht für Sie zu finden. Es kann sogar so weit gehen, dass er unabsichtlich genau das bringt, was Sie nicht wollten … so wie die Mutter des Suppenkaspars.
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Das „Nicht“ hört unser Kopf nicht. Es gibt für „Nicht“ kein Bild, also erreicht es uns weniger, als wenn es eines gäbe.
Ich habe einmal gesagt, dass ich keine Bitterschokolade mag, und bekam genau eine solche geschenkt. Der Schenker war fest davon überzeugt, dass ich Bitterschokolade wollte. Es kann also passieren, dass Sie im Sinn der selbsterfüllenden Prophezeiung genau das bekommen oder fördern, was Sie nicht wollen.
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Sprachtipp: Position statt Negation
Klären Sie zunächst, was Sie möchten, und sagen Sie es dann.
Wandeln Sie spielerisch Ihre Formulierung so um, dass sie Kraft hat und das unterstreicht, was Sie möchten. Dies gilt für „weniger“, „kein“ und „nicht“.
Spüren Sie den Unterschied? In welchem Beispiel ist die Aussage klar und eindeutig?
Ein paar Beispiele:
Bitte lass das Glas nicht fallen. Vs. Bitte halte das Glas gut fest.
Gehen Sie nicht ohne Krücken. Vs. Bitte gehen Sie mit Krücken.
Ich mag weniger Fleisch essen. Vs. Ich mag ab jetzt mehr Gemüse essen.
Ich mag keine Ratschläge. Vs. Ich brauche es, dass mir jemand zuhört.
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Beispiel aus dem Leben von Enrico und Vevi Zoff:
Vevi klagt: „Ich mag nicht, dass du sonntags immer so lange im Büro bleibst.“
Enrico erwidert: „Hast recht, ab jetzt geh ich sonntags Golf spielen.“
Wandeln wir unsere Sprache, wandelt sich unser Leben. Das ist die gute Nachricht zur „Bewussten Sprache“, wie ich sie von Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf (www.lingva-eterna.de) kennengelernt habe. Die „schlechte Nachricht“ ist, dass der Eindruck im Leben zu unserem Ausdruck in der Sprache wird. Diese ist sogar vererbbar. Denken wir nur z. B. an folgende Aussprüche: „Bis zur Vergasung ...“, „sich wappnen“, „die Stellung halten“ usw.
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Sprache wirkt, gleichgültig, ob es sich um Worte, den Satzbau oder die Grammatik handelt.
Unser Unbewusstes sucht sich in der Sprache ein Ventil. Es möchte auf sich aufmerksam machen. Werden wir uns unserer Sprache bewusst und deuten wir sie entsprechend unserer Lebensgeschichte, können wir den daran gebundenen Schmerz erkennen.
Diese spezielle Art der Psycholinguistik integriere ich in meine psychologische Arbeit. Wenn ein Mensch bemerkenswert oft „eigentlich“ sagt, so vermute ich das versteckte Bedürfnis nach dem „Eigentlichen“, dem „Eigenen“. Oft haben diese Menschen zu wenig „Eigenes“, deshalb drückt es sich in der Sprache aus.
Schneewittchen hätte ein gutes Verhältnis zu ihrer Stiefmutter gehabt, wenn diese nicht im Superlativ, sondern im Positiv gesprochen hätte. „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ „Die Schönste“ ist die zweite Steigerungsform von „schön“. „Schön“ ist der sogenannte Positiv, „schöner“ der Komparativ und „am schönsten“ der Superlativ. Menschen, die sich immer mit anderen vergleichen, perfektionistisch sind, ehrgeizig, wetteifernd oder/und an ihrem Selbstwert zweifeln, sprechen vermutlich gern im Komparativ oder im Superlativ. „Gut“ ist nicht gut genug, es muss „besser“ oder „am besten“ sein. Dabei ist „besser“ ja noch gar nicht „gut“, oder? Wenn jemand krank war und er sagt, dass es ihm besser geht, dann geht es im meistens noch nicht gut. Erst wenn er sagt, dass es ihm gut gehe, dann geht es ihm wirklich gut! Spüren Sie die entlastende Wirkung des Positivs?
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Wenn die Königin ihren Spiegel wie folgt gefragt hätte: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist schön in diesem Land?“, dann wäre die Antwort des Spiegels gewesen: „Ihr, Frau Königin, ihr seid schön! Und Schneewittchen ebenso.“ Ein friedliches Nebeneinander und vielleicht sogar ein Miteinander wäre möglich, wenn wir nicht immer alles vergleichen und überbieten müssten.
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Sprachtipp: Bleiben Sie (im) Positiv und lassen Sie Komparative dort los, wo Sie auf sie verzichten können!
Spüren Sie bitte selbst, welche Sprachvariante für Sie entlastend, friedvoll, beruhigend und in sich abgeschlossen und klar ist:
Wenn ich Rad fahre, bin ich entspannter. Vs. Wenn ich Rad fahre, bin ich entspannt.
Dieses Werkstück ist das Schönste. Vs. Dieses Werkstück ist schön!
Dieses Lokal ist das beste. Vs. Dieses Lokal ist gut.
Es geht mir schon besser. Vs. Es geht mir gut.
Ich fühle mich leichter. Vs. Ich fühle mich leicht.
F. ist schlanker als ich. Vs. F. ist schlank.
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Beispiel aus dem Leben des Ehepaares Zoff:
Enrico: „Das Essen ist heute köstlicher!“
Vevi: „Aha, war es gestern weniger köstlich? Immer musst du meine Kochkünste kritisieren! Nie ist dir etwas gut genug! Weißt du was? Du isst morgen kalt, ich koche innerlich!“
Enrico hat sich bei mir ein Coaching in bewusster Sprache gegönnt und einige Wochen später Vevi folgendes Kompliment „im Positiv“ gemacht:
Enrico: „Das Essen, das du heute gekocht hast, schmeckt köstlich!“
Vevi: „Oh, ich danke dir!“
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So einfach kann Beziehung sein! Be-zieh-ung … oder doch lieber Partnerschaft? Ohne Vergleich (Komparativ) darf etwas einfach „in sich gut sein“.
Ich wünsche mir, dass der Positiv in unserer Sprache zu Hause sein darf … mehr als bisher! Der „Positiv“ kann uns den Druck nehmen, immer und überall zu jeder Zeit mehr Leistung als bisher bringen zu müssen. Schneller, höher, weiter, besser, fester, weicher, sanfter, gütiger, weiter, leichter, robuster … In mir löst der Komparativ Stress aus. In Ihnen auch?
Ich habe noch weitere „Vorschläge“ … oder doch lieber „Tipps“ zur bewussten Sprache für Sie. Sie können sie in meinem Buch „Mentikamente von A – Z … für Ihre Mentale Hausapotheke“ lesen oder in einem persönlichen Gespräch in meiner Praxis in Laufen bekommen.
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Schnupperangebot zur bewussten Sprache:
Bis Ende des Monats biete ich ein einmaliges Coaching zur bewussten Sprache zum halben Preis an. Bei Interesse freue ich mich auf Ihren Kontakt Tel.: +43 664 253 3011
Detaillierte Informationen finden Sie auch auf meiner Homepage unter www.zauchner-mimra.info