Einfach den Pinsel in die Hand nehmen und in bunten Farben drauflosmalen. Wir alle sind schöpferisch – was uns im Wege steht, ist meist der eigene Perfektionismus.
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„Als Kind ist jeder ein Künstler, die Schwierigkeit besteht darin, als Erwachsener einer zu bleiben“, erklärte der spanische Maler Pablo Picasso (1881–1973). Ihm ist dieses Kunststück gelungen, er blieb sein Leben lang „Kind“, ein Suchender, der stets bereit war, seinen Blickwinkel zu ändern und sich von allen Erwartungen freizumachen. Für uns Erwachsene dagegen muss alles immer einen Sinn und Zweck haben. In unserem Alltag und unserem Berufsleben haben wir uns angewöhnt, effektiv zu sein. Dabei haben wir verlernt zu staunen, auszuprobieren und die Zeit zu vergessen. Das ist die schlechte Nachricht, doch es gibt auch eine sehr gute: Die zauberhafte, bunte Welt unserer Kindheit ist nicht verloren gegangen, wir müssen nur den Schlüssel zu ihr wiederfinden. Wenn wir wieder in Kontakt mit unserer Kreativität kommen, geschehen kleine Wunder: Wir entdecken die Freude am eigenen Tun, haben Spaß am Ausprobieren und stellen fest, wie schön sich die Freiheit des Gestaltens anfühlt.
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Den Kopf freibekommen
Doch dazu müssen wir lernen, unseren Kopf wieder freizubekommen, der uns mit all seinen Bewertungen, mit seinen Zielvorgaben und Vergleichen ständig einredet, wir hätten keine Zeit „zu verschwenden“. Es gäbe im Moment Wichtigeres als ausgerechnet zu malen, zu töpfern oder zu tanzen. Es gilt, unseren eigenen Dickschädel mit kleinen Tricks zu überlisten, um den unermüdlichen Fluss der Gedanken zu stoppen. Dann traut er sich ans Tageslicht, unser innerer Künstler – der es gerne etwas chaotisch hat und vor allem das Nichtstun liebt. Er zeigt sich besonders dann, wenn wir ihn gar nicht erwarten. Langeweile ist für ihn besonders verführerisch. Stunden, die wir vermeintlich auf der Couch „verplempern“, während denen wir im Garten liegen und einfach den Wolken zusehen, sind wie eine Einladungskarte an den inneren Künstler. Beim Nichts-tun wächst unsere Kreativität, macht sich breit und sucht Gelegenheiten sich zu verwirklichen.
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Der Seele Ausdruck verleihen
Meist sind wir selbst unsere härtesten Richter: Vor unserem eigenen Auge hat unsere Arbeit keinen Bestand. Auch wenn es keiner sieht: Wir wissen, dass die Naht am Kleid nicht ganz perfekt ist, der Blauton nicht so leuchtet wie er sollte, und die frisch bemalte Kommode einige „Rotznasen“ aufweist. Doch darum geht es nicht. Es geht um die Freude, um das Ausprobieren, um das ganz Persönliche, das sich in unserem Schaffen zeigt. Sabine Schreckeneder, Künstlerin und Maltherapeutin, bringt es auf den Punkt: „Wir müssen uns von dem Gedanken freimachen gefallen zu wollen. Es geht nicht darum, schöne Bilder zu malen, sondern darum, unserer Seele mit Farben Ausdruck zu verleihen.“ Seit Jahren begleitet sie Klienten und Malfreudige in ihrem Salzburger Atelier.
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Schöpferisch sein macht Spaß und ist der beste Weg zum „Flow“. Der berühmte Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi hat viele Studien durchgeführt, um festzustellen, was Menschen glücklich macht. Er sagt: „Wenn wir uns selbst vergessen, erreichen wir den Zustand des ,Flow‘, sind hingerissen, fasziniert von dem, was wir gerade tun, und vergessen dabei die Zeit.“
Je mehr Flow-Erlebnisse wir uns gönnen, desto glücklicher sind wir.
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Seine Tipps dafür lauten:
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Hören wir also auf den Glücksforscher und lassen wir unserer Schaffenskraft freien Lauf. Ob beruflich oder privat: Kreativität bringt Leichtigkeit, Lebensfreude und auf jeden Fall viel Farbe ins Leben.