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Mit dem Buch „ Mentikamente von A - Z ... “ hat sich die klinische- und Gesundheitspsychologin sowie Heilpraktikerin für Psychotherapie, Mag. Stefanie Zauchner-Mimra, einen lang ersehnten Traum erfüllt und einen spannenden psychologischen Ratgeber für viele Lebenslagen geschaffen. In genussreichen Häppchen, mit Kapiteln von zwei bis drei Seiten Länge, präsentiert sich die mentale Hausapotheke als umfangreiches Übungs- und Nachschlagewerk, das für viele Lebenssituationen das richtige „Mentikament“ bietet.
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Wie sind Sie auf die Idee gekommen die „Mentikamente von A-Z …“ ins Leben zu rufen?
Vor zwei Jahren hielt ich im Krankenhaus Oberndorf einen Vortrag zum Thema „Mentale Hausapotheke – Mentikamente von A–Z“. Dabei habe ich gemerkt, dass im Publikum viele der Zuhörer ganz aufgeregt mitschrieben. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir bewusst, wie viele Menschen an diesem Thema interessiert sind. So beschloss ich am Tag danach, aus der großen Sammlung an Übungen aus meinem Repertoire von über 20 Jahren Berufserfahrung ein Buch zu machen.
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Was kann ich mir als Laie unter einer „mentalen“ Hausapotheke vorstellen?
Am besten vergleichen Sie die „mentale“ Hausapotheke mit Ihrer ganz „normalen“ Hausapotheke. Auch hier haben Sie die verschiedensten Pillen und Mittelchen, die bei allen möglichen Leiden helfen. Mit der „mentalen“ Hausapotheke ist es ganz ähnlich, denn auch sie bietet eine große Sammlung an Übungen und Hilfestellungen, die bei den unterschiedlichsten Beschwerden helfen können. Dazu zählen sowohl Achtsamkeitsübungen, mentale Techniken, Gebete, Meditationsübungen und Übungen zur bewussten Sprache als auch Kommunikationstipps, Verhaltenstipps sowie Anregungen zum Heilschreiben. Alles in allem kann man sagen: Es sind Übungen, die dabei helfen, Kopf und Bauch in Einklang zu bringen.
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Für wen ist Ihr Buch geeignet?
Für all jene, die sich selbst mit psychologischen Interventionen helfen möchten. Menschen, die an Psychologie interessiert sind und nicht „nur“ zum Psychologen gehen wollen, sondern selbst probieren möchten, welche Interventionstechniken für sie geeignet sind und worauf sie persönlich ansprechen.
Das heißt, man kann alle Übungen ganz ohne Unterstützung eines Experten ausprobieren und umsetzen?
Ganz richtig, jeder kann die Übungen für sich ausprobieren und sich genau jene heraussuchen, die für die jeweilige Situation am besten passen. Natürlich passt nicht jede Übung zu jeder Person – der eine kann mit Gebeten mehr anfangen und der andere mit den Übungen zur bewussten Sprache, aber genau darum habe ich beim Zusammenstellen der Übungen auf die Vielfalt geachtet, sodass auch wirklich für jeden etwas Passendes dabei ist.
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Welche Übung aus Ihrem Buch würden Sie mir denn empfehlen?
Hm ... ganz begehrt ist bei mir der „Willi“. Die Übung funktioniert folgendermaßen: Immer wenn jemand mit einem Anliegen an Sie herantritt, denken Sie sich – bevor Sie eine Antwort geben –, ich kläre das zuerst mit meinem „Willi“. Damit Sie daran denken, können Sie „Willi“ auf einen Zettel schreiben und zu Hause gut sichtbar anbringen. „Willi“ wird Sie an die wichtige Frage erinnern: „Will i oder Will i net?“ Will ich jetzt wirklich um drei Uhr nachmittags noch schnell einkaufen fahren oder möchte ich das lieber nicht?
Der „Willi“ hilft uns dabei, hineinzuhorchen und zu spüren, welche unsere wahren Bedürfnisse sind. Er erinnert uns daran, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und unsere Entscheidungen so zu treffen, dass sie für unser Wohlbefinden gut sind.
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Glauben Sie, dass unsere Gesellschaft – generell betrachtet – genug Wert auf die psychische Gesundheit und die eigenen Bedürfnisse legt?
Ich habe den Eindruck, dass wir uns hierbei in einer Sowohl-als-auch-Situation befinden. Viele Menschen neigen noch dazu, sich zu verausgaben. Sie gehen über ihre körperlichen und psychischen Belastungsgrenzen hinaus und ignorieren ihre eigenen Bedürfnisse. Dies tun sie, um Anerkennung zu bekommen und geliebt zu sein. Sie übersehen dabei, dass sie nichts von außen bekommen können, was sie sich nicht selbst geben. Gleichzeitig beobachte ich, dass sich viele Menschen für neue Wege öffnen – Wege zu sich selbst, zur Natur, zu den Mitmenschen und zu geistigen Kräften. Für viele Menschen gehört Psychologie mittlerweile bereits zur Allgemeinbildung.
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Worin sehen Sie die Ursache für diese Entwicklung?
Ich denke, dass dies größtenteils an den vielen Krisen liegt, an denen wir global leiden. Diese Krisen zwingen uns, nach innen zu horchen und nachzuspüren – „Will i oder Will i net?“. Will ich mitschwimmen oder doch lieber aussteigen? Es ist ein generelles Phänomen unserer Zeit. Der Druck sowie die Anspannung steigen und wir befinden uns heute an einem Punkt, an dem wir uns überlegen müssen, ob wir genauso weitermachen oder ob wir etwas verändern wollen. Ein zweites Phänomen, das ich beobachte und das ich als weiteren Grund für diese Entwicklung ansehe, ist die Tatsache, dass wir den Halt nicht mehr in unserem Außen finden. Wir haben weniger Strukturen (z.B. Firmenstrukturen) und weniger klare Richtlinien als früher. Damit ist jeder Einzelne gezwungen, mehr Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und Handlungsweisen zu finden, die ihm helfen, mit diesen unklaren Strukturen zurechtzukommen.
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Würden Sie sagen, dass die „mentale“ Hausapotheke auch für die daraus resultierenden vielen Phasen der Neustrukturierung und des Umbruchs geeignet ist?
Auf jeden Fall. Grundsätzlich denke ich, dass die „mentale“ Hausapotheke für jegliche Lebenskrise gut geeignet ist, sei es für junge Menschen mit ihren Kindern oder Patchwork-Familien oder auch für Menschen, die sich beruflich neu orientieren möchten und nach einer Möglichkeit zur Selbstreflexion suchen.
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Welche Übung würden Sie denn für junge Familien empfehlen?
Dafür gibt es zum Beispiel eine Übung zur Sitzordnung. Nehmen wir zum Beispiel eine klassische Patchwork-Familie. Die Frau bringt zwei Kinder mit in die Beziehung und auch ihr Partner hat bereits ein Kind aus erster Ehe. Meist ist die Sitzordnung hier sehr unordentlich. Interessant ist, dass die Konfliktpunkte in Familien häufig dort entstehen, wo bereits die Sitzordnung falsch ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn ich Familien die Anregung mitgebe, die Sitzordnung so anzupassen, dass der Mann als Erstes Platz nimmt, links von ihm die Frau und dann die Kinder der Reihe nach gemäß ihrem Alter, dass dann Ruhe einkehrt. Meiner Ansicht nach hat dies etwas mit einer inneren energetischen Ordnung zu tun.
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Das klingt ja sehr spannend! Welche Themen werden im Buch denn noch angesprochen?
Ein weiteres sehr spannendes Thema ist die Beschäftigung mit dem Schatten, also Anteilen, die man in sich selbst nicht wahrnehmen kann oder mag. Hierzu gibt es einige spannende Übungen im Buch.
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Was meinen Sie mit Anteilen, die man nicht wahrnehmen kann? Darunter kann ich mir nichts Greifbares vorstellen.
Wenn zum Beispiel eine Frau nicht aggressiv sein kann, da sie immer nur gelernt hat lieb, nett und angepasst zu sein, kann es sein, dass sie dazu tendiert sich immer wieder Menschen in ihr Leben zu ziehen, die sehr aggressiv sind. Häufig wundert sie sich dann, wieso denn gerade sie - wo sie doch immer so lieb, nett und angepasst ist – an eben solche Menschen gerät. Die kleinen Übungen in der mentalen Hausapotheke dienen dazu unserer besagten Frau klar zu machen, dass der neue Mensch in ihrem Leben etwas – in übertriebener Form - kann, was sie nicht kann oder ihr fehlt. Wenn sie es nun schafft, die fehlende Kompetenz mehr auszuprägen oder sich anzueignen, verändert sich bereits dadurch die Beziehung zwischen den beiden und es kommt zu einem harmonischeren Miteinander.
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Sehr interessant. Verstehe ich es richtig, wenn ich behaupte die Übungen dienen eigentlich alle der eigenen Selbstreflexion?
Ja! Ich würde sagen die Übungen dienen dazu sich selbst das eigene Verhalten bewusst zu machen, sich selbst kennenzulernen und sich dann anders bzw. neu zu verhalten und zu kommunizieren.
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Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach selbstreflektiert zu sein?
Wenn ich mir bewusst bin, was ich mache, kann ich wählen. Wenn ich mir aber gar nicht bewusst darüber bin, was ich tue, dann reagiere ich automatisch auf bestimmte Auslöser und sitze sozusagen in der Falle bzw. tappe immer wieder in dieselben Fettnäpfchen. Darum habe ich auch in meinem Buch die Achtsamkeit an erste Stelle gesetzt. Unter Achtsamkeit verstehe ich, sich bewusst darüber zu sein, was man tut. Wie man gerade sitzt, dass man die Hände in einer gewissen Position hält, dass man atmet, usw. Man sollte sich immer wieder die Frage stellen, wo bin ich gerade mit meiner Aufmerksamkeit. Bin ich immer wieder beim Anderen oder bin ich auch einmal bei mir? Erst wenn ich mit der Aufmerksamkeit bei mir bin, kann ich in mir spüren, wie es mir geht bzw. was ich will, was ich tue und was ich denke. Dann handle ich auch nicht mehr reflexartig.
Das Motto des Buches lautet ja eigentlich viele Wege führen ins Herz manche über den Verstand. Ich selbst bin auch noch sehr verstandeslastig. Es ist für mich ein Ziel Menschen in die Authentizität bzw. in ihr wahres Sein zu helfen. Damit meine ich, dass man zum Beispiel nicht ja sagt wenn man nein meint oder behauptet es ginge einem gut obwohl dem gar nicht so ist.
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Ist es aber gesellschaftlich nicht oft erforderlich genau dies zu tun, also ja zu sagen, wenn man eigentlich nein meint oder zu behaupten es ginge einem gut obwohl dem gar nicht so ist?
Ja das ist richtig, und schön ist, wenn man genau das dann ganz bewusst tut. Wenn Sie wissen, dass Sie es tun, weil es ansonsten einen zu hohen Preis kosten würde.
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Das heißt man kann diese Eigenschaft sehr wohl beibehalten, sollte sich dessen aber stets bewusst sein?
Genau, denn dann kann man wählen.
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Hat auch die Sprache Auswirkungen auf unser Verhalten?
Ja! Ein wesentlicher Bereich in meinem Buch widmet sich den Sprachübungen. Ein Beispiel für die direkte Auswirkung der Sprache ist das Danken in ganzen Sätzen. Wenn wir einander danken, dann sagen wir meist einfach nur „Danke“. Hier wäre das personalisierte Sprechen in ganzen Sätzen „Ich danke dir/Ich danke Ihnen“ – wie meine Mentorin Roswitha Defersdorf meint – ratsam. Einerseits kann man so den Tipp: „Sprich in ganzen Sätzen und du hast Ganzes im Leben“, umsetzen, andererseits schafft man durch die personalisierte Anrede eine Verbindung. Wenn jemand Geschäftspartner oder Kunden akquirieren möchte, rate ich ihm immer, in ganzen personalisierten Sätzen zu sprechen, da dies eine persönliche Beziehung aufbaut. Weitere Themen in Bezug auf Sprache wären zum Beispiel die Wortwahl – spreche ich „über“ (man stellt sich über eine Person) jemanden oder „von“ (ich bin mit der Person auf derselben Ebene) jemandem? – oder die Grammatik.
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Um derartige Veränderungen in der eigenen Sprache zu bewirken, muss man sehr lange trainieren, oder?
Genau dafür habe ich in meinem Buch die Erinnerungshilfen geschaffen, denn es ist ganz wichtig, dass man sich selbst immer wieder an die Veränderungen erinnert. Diese Erinnerungshilfen können sich auf dem Handy, auf der Toilette oder auch an jedem anderen Ort befinden. Ich empfehle gern: Nehmen Sie ein- bis maximal zwei „Mentikamente“ auf einmal und üben Sie diese mindestens eine ganze Woche lang.
Interessant zur Erinnerung ist hier auch die „Bohnenübung“: Sie stecken in Ihre rechte Hosentasche fünf Bohnen und nehmen sich vor, an diesem Tag eine spezielle Übung zu trainieren. Jedes Mal, wenn Sie dann die Übung absolviert haben, wandert eine Bohne von der rechten in die linke Hosentasche. Am Abend resümieren Sie.
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Gibt es noch einen ganz allgemeinen Tipp für unsere Leser, zum Beispiel einen guten Vorsatz für das neue Jahr?
Ja, eine Übung aus dem Buch geht genau um diese guten Vorsätze und besagt: „Vorsätze schaden vorsätzlich.“ Das heißt, ich würde empfehlen, sämtliche Vorsätze zwar zu formulieren, sie aber dann wieder loszulassen und liebevoll zu sich selbst zu sagen: „Schauen wir einmal.“ Das Wichtigste ist hierbei, dass alle Ziele und Vorsätze im Einklang mit dem Herzen stehen. Meist weiß man das, wenn die Umsetzung leicht von der Hand geht und Freude bereitet. Wenn die leise Stimme unserer Intuition „Ja“ sagt. Ziele sind meiner Ansicht nach in Ordnung, wenn ich gleichzeitig bereit bin, auch wieder loszulassen, sobald ich spüre, dass sie nicht mehr authentisch sind. Wenn ich mich unauthentisch in ein Projekt hineinstürze, das mich eigentlich nicht glücklich macht und das ich nur mehr mit dem Verstand und nicht mehr mit dem Herzen verfolge, dann kommt irgendwann die Rechnung dafür und es kippt ins Gegenteil. Man wird krank, bekommt Burn-out oder es tauchen Konflikte am Arbeitsplatz auf. Spätestens jetzt merkt man, dass irgendetwas nicht mehr stimmt, und hat daraufhin die Möglichkeit, zu korrigieren.
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Kontakt und Informationen
Erhältlich im Onlinehandel sowie im Buchhandel.Bei Fragen zu den angesprochenen Themen freut sich Frau Zauchner-Mimra auf Ihre E-Mail. Stefanie Zauchner-Mimra, www.zauchner-mimra.info, psychologin@zauchner-mimra.info, ISBN: 9 783734 73 1105,