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1. Sebastian Kneipp wollte schon immer Pfarrer werden
Das ist so weit richtig, doch dauerte es einige Zeit, bis er seinen Berufswunsch verwirklichen konnte. Aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammend, musste er bereits als Elfjähriger seinem Vater am Webstuhl aushelfen; zusätzlich arbeitete er als Viehhirte in seinem Heimatdorf Stephansried. Ein verwandter Kaplan nahm sich seiner an und brachte ihm Latein bei. Dies ermöglichte ihm den Eintritt ins Gymnasium zu Dillingen, wo er dann 1848 auch endlich sein Studium der Theologie an der dortigen Universität beginnen konnte.
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2. Kneipp hat die Wasserkur erfunden
Das stimmt so nicht ganz. Sebastian Kneipp hat diese nicht erfunden, sondern die bis dahin noch relativ unbekannte Wasserkur weiterentwickelt. Sein Wissen über die Wasserkur basierte auf einem im Jahr 1738 erschienenen Buch von Johann Siegmund Hahn. Anlass für die Beschäftigung mit der Wasserkur war eine Erkrankung an Tuberkulose im Alter von 28 Jahren. Diese Krankheit galt zu dieser Zeit als unheilbar. Nach dem Studium des zufällig entdeckten Buches wagte Kneipp den Selbstversuch und badete mehrfach für einige Augenblicke in der eiskalten Donau – und gesundete.
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3. Pfarrer Kneipp wagte sich an die Behandlung der Cholera
Zwar war Pfarrer Kneipp am Ende seines Wirkens Millionen von Menschen in ganz Europa bekannt, zum ersten Mal aufmerksam wurde man auf ihn bei der Behandlung der Cholera. 1854 fand in München die erste deutsche Industrieausstellung statt und mit ihr kam auch eine Choleraepidemie. Über 2.000 Menschen raffte die Krankheit dahin, darunter auch den Vater von Sebastian Kneipp. Kneipp war zu dieser Zeit in dem kleinen Örtchen Boos als Geistlicher tätig. Dort behandelte er erfolgreich 42 Menschen, die an der Cholera erkrankt waren, unter anderem eine Magd, die er mit einem in Essig und heißem Wasser getränkten Leinentuch einwickelte. Rasch verbreiteten sich seine Erfolge bei der Bekämpfung der Seuche und brachte ihm dem Beinamen „Cholera-Kaplan“ ein.
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4. Pfarrer Kneipp als Bienenzüchter
Pfarrer Kneipp lag die Landwirtschaft sehr am Herzen. Besonders die Bienen taten es ihm an. Den gewonnenen Honig setzte er als Heilmittel ein. Vor allem empfahl er den Honigwein als Getränk zur Stärkung von Kranken, aber auch als vorbeugende Maßnahme für Gesunde und gab auch ein Rezept an, um diesen herzustellen.
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5. Sogar der Papst ließ sich von Pfarrer Kneipp behandeln
Papst Leo XIII. wurde auf Kneipp und sein Wirken aufmerksam. In insgesamt vier Privataudienzen behandelte er den Papst. Ob es sich dabei wirklich um Schlafstörungen handelte, wie im Film „Sebastian Kneipp – Ein großes Leben“ dargestellt wurde, ist nicht gesichert. Jedenfalls scheint er erfolgreich gewesen zu sein, denn im Jahre 1893 wurde er von Papst Leo XIII. zum Päpstlichen Geheimkämmerer ernannt und damit verbunden wurde ihm der Titel „Monsignore“ verliehen. Der Papst bestärkte ihn auch darin, sich neben seinem Priesteramt weiterhin um die Gesundheit seiner Mitmenschen zu kümmern.
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6. Pfarrer Kneipp war ein erfolgreicher Buchautor – und nicht glücklich darüber
Sebastian Kneipp veröffentliche mehrere Bücher – nicht nur zu seinem Hauptwerk der Wasserkur, sondern z.B. auch zu den Themen Kinderpflege und Landwirtschaft. Sein Erstlingswerk erschien 1866 mit dem Titel „Meine Wasserkur“ und wurde sofort zu einem Bestseller. Kneipp war darüber aber gar nicht so glücklich, hatte er das Buch doch hauptsächlich deshalb verfasst, um den Zustrom der Heilsuchenden nach Bad Wörishofen zu mindern. Doch durch den Erfolg des Buches geschah genau das Gegenteil: Die Leute strömten nun noch häufiger zu ihm. Die Folge war, dass er gemeinsam mit einem Arzt, der die Diagnosen stellte, in den Spitzenzeiten mehr als 150 Kurgäste tagtäglich betreute.
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7. Pfarrer Kneipp wurde verklagt
Sein Erfolg rief schon bald viele Neider auf den Plan. Es sprach sich schnell herum, dass Pfarrer Kneipp dort erfolgreich wirkte, wo schulärztliche Medizin versagte. Die Ärzte- und Apothekerschaft fühlte sich dadurch natürlich brüskiert und da Pfarrer Kneipp dazu noch kostenlos behandelte, bangten sie um ihre Einnahmen. Es wurde Anzeige gegen ihn erstattet und er musste sich vor Gericht verantworten. Kneipp verteidigte sich im Gerichtssaal mit dem Argument, dass es erlaubt sein müsse, Kranken helfen zu dürfen, wenn die Ärzte trotz ihres Fachwissens nicht mehr helfen konnten oder auch – falls die Leute zu arm waren und keine Bezahlung gewährleistet war – nicht wollten. In dem mit Spannung erwarteten Urteil sprach der Richter Pfarrer Kneipp das Recht zu, hilfsbedürftige und mittellose Menschen kurieren zu dürfen – nicht ohne sich gleichzeitig noch Ratschläge für seinen schmerzhaften Rheumatismus von ihm geben zu lassen.
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8. Eine Rose trägt seinen Namen
Zu seinem 100. Todesgedenkjahr im Jahre 1997 wurde einer neu eingeführten Rosenzüchtung der Name „Sebastian Kneipp“ von ihrem Züchter W. Kordes verliehen. Sie duftet stark und süßlich und besitzt cremeweiße, zur Mitte hin leicht gelblichrosa Blüten, die bis zu 10 cm groß werden, und mehrmals im Jahr blüht.
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9. Pfarrer Kneipp – berühmt bei Arm und Reich
Pfarrer Kneipp war nicht nur in der Gegend um Bad Wörishofen tätig. Vielmehr bereiste er zahlreiche Städte im In- und europäischen Ausland und hielt dort seine vielbeachteten Vorträge. Mehr als eine Million Zuhörer soll Sebastian Kneipp auf seiner knapp dreijährigen Vortragsreise erreicht und somit seinen Bekanntheitsgrad und damit die seines Werkes vermehrt haben. Erzherzog Joseph von Österreich-Ungarn, der von Ischias-Schmerzen geplagt wurde und den Pfarrer Kneipp erfolgreich behandelte, wurde zu seinem Unterstützer und öffnete ihm den Zugang zum europäischen Hochadel. Dank der reichen Gönner flossen bald zahlreiche Spenden nach Bad Wörishofen, die Pfarrer Kneipp in seinen Stiftungen verwaltete. Unter anderem errichtete er im Jahre 1893 ein Kinderasyl, das noch heute unter dem Namen „Kneipp-Kinderheilstätte“ fortgeführt wird. Am Ende seines Wirkens erlangte er so große Bekanntheit, dass er neben Kaiser Wilhelm II. und Bismarck zu den drei berühmtesten Personen im Deutschen Kaiserreich zählte.
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10. Pfarrer Kneipp – das Ende
Schon im Jahr 1894 zeigten sich erste Anzeichen von Schwäche bei Pfarrer Kneipp, von der er sich jedoch wieder erholte, und so war es ihm im Jahr 1896 sogar möglich, wieder Vorträge zu halten. Anfang 1897 verschlechterte sich sein Zustand jedoch erneut. Grund hierfür war ein Tumor im Unterleib, der schnell wucherte. Pfarrer Kneipp verweigerte jedoch eine Operation, blieb seiner Wasserkur, die ihn so berühmt gemacht hatte, treu und ließ sich nur mit Wasseranwendungen behandeln. Pfarrer Monsignore Sebastian Kneipp starb am 17. Juni 1897 im Alter von 76 Jahren am Ort seiner Wirkungsstätte in Bad Wörishofen.