Spätestens seit seinem großen Durchbruch, den er gemeinsam mit Michael „Bully“ Herbig und Christian Tramitz mit „Der Schuh des Manitu“ feierte, ist der sympathische Comedian Rick Kavanian wohl jedem ein Begriff. Dass der talentierte Schauspieler jedoch wesentlich mehr kann als „nur Comedy“ und unter anderem als Co-Autor, Radiomoderator und Synchronsprecher tätig ist, wissen nur wenige. Als wäre dies noch nicht genug, geht Rick Kavanian dieses Jahr auch wieder mit neuer Bühnentour an den Start. „Offroad“ – ein Programm, das wesentlich persönlicher und intensiver als seine vorangegangenen Shows ist, war für uns der ideale Anlass, das Allroundtalent zum Interview zu treffen.
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Impuls Lifestyle: Lieber Herr Kavanian, vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit nehmen.
Ich danke Ihnen – sehr gerne natürlich!
Impuls Lifestyle: Lassen Sie uns am Anfang Ihrer Karriere beginnen. Wenn ich richtig informiert bin, haben Sie ja eigentlich vier Jahre lang Politikwissenschaften, Nordamerikanische Kulturgeschichte und Psychologie studiert und sich dann entschlossen, in New York Theater zu studieren. Wie kam dieser Wandel und was hat Sie dazu bewogen, zum Theater zu gehen?
Ich habe 1990 Abitur gemacht und im selben Sommer gemeinsam mit „Bully“ Herbig beim Privatsender Radio Gong in München angefangen, wo wir zusammen kleine Hörfunkcomedy-Kolumnen machten. Nebenher habe ich zur gleichen Zeit mit dem Politikstudium in München begonnen. Das Politikstudium habe ich dann zwar absolviert, aber das andere hat mir wesentlich mehr Spaß gemacht. Irgendwie habe ich nicht wirklich verstanden, dass Arbeit auch Spaß machen darf, darum habe ich immer weiter studiert, bis irgendwann „Bully“ zu mir gesagt hat: „Komm, mach doch was Bodenständiges, mach Comedy.“ Da habe ich dann auf ihn gehört.
Impuls Lifestyle: Sie sind ausgesprochen facettenreich und nicht nur als Schauspieler und Comedian, sondern auch als Co-Autor, Synchronsprecher, Moderator und Radiosprecher sehr aktiv. Gibt es einen Bereich, der Ihnen besonders viel Spaß macht bzw. besonders am Herzen liegt?
Wenn ich es mir ehrlich aussuchen dürfte, dann ist es wirklich der Wechsel. Ich freue mich jetzt total auf das Bühnenprogramm und die Tournee, ich freue mich aber genauso darauf, dass ich im Sommer den zweiten Teil von „Hotel Transsilvanien“ synchronisieren darf. Vielleicht werde ich in der Zwischenzeit auch noch eine kleine Radiokolumne machen oder auch was fürs Kino.
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Impuls Lifestyle: Wie war das eigentlich mit der Comedy? Haben Sie sich irgendwann mit „Bully“ Herbig dazu entschlossen: Ab jetzt mache ich Comedy! Oder war Comedy für Sie schon immer ein großes Thema?
Nein, ehrlich gesagt, gar nicht. Ich muss wirklich sagen, dass „Bully“ derjenige war, der das in mir losgetreten hat. Mir war das gar nicht bewusst, dass ich eventuell eine Neigung dazu habe, Leute zu unterhalten. Das war dann erst einmal die eine Erkenntnis. Dass man daraus sogar einen Beruf machen kann, von dem man leben kann, das war für mich damals viel zu weit weg. Bei „Bully“ war das anders. Ich sage ja immer spaßeshalber, der „Bully“ hat schon die erste Regieanweisung gegeben, als er auf die Welt gekommen ist und dem Arzt mit „Cut“ gesagt, wann er ihm die Nabelschnur durchschneiden soll. Der wusste einfach schon immer, dass er Regisseur werden möchte. Bei mir sag ich immer ganz kokett, dass ich halt zufällig in der Nähe war, aber ihm war das schon viel früher klar.
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Impuls Lifestyle: Mit dem Film „Der Schuh des Manitu“ haben Sie es gemeinsam mit Ihren Kollegen Michael „Bully“ Herbig und Christian Tramitz geschafft, eine ganze Generation zu begeistern. Wie geht man mit einem solch enormen Erfolg um?
Das ist eine gute Frage. In dem Moment, in dem es passiert, weiß man nicht wirklich, was das bedeutet. Man weiß nicht, was die Zahlen bedeuten, man kommt auch gar nicht so mit der übergroßen Aufmerksamkeit zurecht und es ist plötzlich alles ganz neu und befremdlich. Das gilt, glaube ich, sowohl für mich als auch für Christian und „Bully“. Man ist einfach ein wenig überfordert mit der Situation. Zum Glück legt sich das aber mit der Zeit und man lernt, damit umzugehen. Das Schöne ist eigentlich, dass man jetzt rückblickend erst versteht, was damals eigentlich passiert ist. Wenn man so etwas erleben darf, dann ist es, ehrlich gesagt, im ersten Moment zu groß, um das alles zu begreifen. Aber jetzt, rückblickend, ist es natürlich sehr schön und es ist toll, dass man mit dabei sein durfte. Aber es brauchte wirklich eine relativ lange Zeit, bis man das alles realisieren und verstehen kann.
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Impuls Lifestyle: Warum haben Sie als überaus erfolgreicher Schauspieler und Co-Autor sich dazu entschlossen, zusätzlich noch mit eigenen Soloprogrammen auf Tour zu gehen?
Die ersten kleinen Mixed-Shows, bei denen ich die Möglichkeit hatte, das Ganze ein wenig auszuprobieren, begannen im Sommer 2005, also vor fast zehn Jahren. Der Wunsch entstand daraus, dass wir bei der „Bully“-Parade immer zu dritt oder zu viert waren und auch immer alles gemeinsam geschrieben und gespielt haben. Wir verbrachten wahnsinnig viel Zeit in der Gruppe, das war natürlich auch eine tolle Zeit. Aber bei diesen Gruppenarbeiten kann zum einen nicht jede individuelle Idee berücksichtigt werden – sonst hätten wir wahrscheinlich heute noch keinen „Schuh des Manitu“ – und zum anderen haben wir damals immer Kostüme, Perücken etc. getragen. Irgendwann habe ich mir dann gedacht, dass ich auch einmal meine eigenen Ideen vor Leuten und ohne den Einfluss der Kameras mit direktem Feedback vom Publikum erzählen möchte. Das war der Hintergrund, woraus die Bühnenshows entstanden sind, und ich bin heute sehr froh, dass ich das durchgezogen habe. In den letzten zehn Jahren durfte ich so viel erfahren und ich habe so viel gelernt, dass ich rückblickend sagen kann, dass mich diese Erfahrungen als Schauspieler insgesamt besser machen.
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Impuls Lifestyle: Man hat sonst ja auch nicht die Möglichkeit, diese direkte Rückmeldung zu erfahren, sondern bekommt die Reaktionen lediglich über die Medien transportiert. Das ist dann ja auch noch einmal eine ganz andere Situation – oder?
Ja, genau. Es ist wirklich ganz was anderes und ich finde, dass diese Erfahrung, den Menschen während der Show quasi direkt ins Gesicht zu schauen und aber auch direkt angesehen zu werden, ganz wichtig ist. Es gibt ja auch hin und wieder Vorstellungen, die nicht so gut klappen. Und auch damit direkt umzugehen, hat mir sehr gut getan.
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Impuls Lifestyle: Was war die bisher schönste Erfahrung bei Ihren Bühnenshows?
Das kann ich jetzt so genau eigentlich gar nicht sagen. Was mich wahnsinnig freut ist, wenn nach der Vorstellung jemand direkt auf mich zukommt und sagt: „Du tust mir gut!“ Das klingt jetzt zwar ein wenig esoterisch, aber wenn man gesagt bekommt, dass man die Menschen gut unterhalten konnte und es geschafft hat, sie auf andere Gedanken zu bringen, dass sie Spaß haben oder auch, wenn sie vielleicht gerade in einer schwierigeren gesundheitlichen Situation stecken, dass man sie ablenken konnte, und die Menschen einem sagen, dass man sie in eigene Welt entführt hat – das ist ein sehr schönes Feedback. Wenn man es über die Unterhaltung schafft, den Menschen gutzutun.
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Impuls Lifestyle: Auf jeden Fall. Ich denke, gerade heutzutage, wo so viele gesellschaftliche Probleme vorherrschen, ist Ihre Art der Unterhaltung besonders wichtig für die Menschen.
Ja, ich denke schon, und es ist ganz interessant, dass Sie das sagen. Denn 2001, nach den Anschlägen vom 11. September, haben wir das ganz oft in Form von Briefen erlebt und gesagt bekommen, dass „Der Schuh des Manitu“ den Menschen in solchen Situationen guttut. Das hatte für uns eine besondere Qualität und es freut einen natürlich umso mehr, wenn man da mithelfen kann.
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Impuls Lifestyle: Ihr aktuelles Programm ist wesentlich persönlicher als Ihre bisherigen Bühnenprogramme. Warum haben Sie beschlossen, jetzt diesen Weg einzuschlagen?
Ich wollte das eigentlich mit der ersten Vorstellung im September 2006 schon umsetzen, aber ich musste wirklich 450 Vorstellungen spielen, um dahin zu kommen. Es war ein Weg, den ich gehen musste. Die ersten drei Programme waren ja eher Ein-Mann-Theaterstücke. Da war die Privatperson „Rick“ – mit der Sie auch jetzt gerade sprechen – wesentlich zurückgetreten und ich bin eigentlich erst nach der Show bei den Zugaben privater geworden. Das hat mir gutgetan und auch die Leute sind nach der Show auf mich zugekommen und meinten: „Hey, das, was du da am Ende machst, dass ist ja ganz was anderes! Das würde uns interessieren!“ Und ich selbst dachte mir: „Echt?“ Es ist alles ein Teil der Entwicklung und jetzt ist es eben an der Zeit für den privateren „Rick“.
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Impuls Lifestyle: Ist man als Profi, wie Sie es sind, vor Auftritten eigentlich noch nervös?
Oh ja, auf jeden Fall. Gestern zum Beispiel. Man ist im Vorhinein drei bis vier Monate so fokussiert auf genau diesen ersten öffentlichen Auftritt und auch wenn man es lange schon macht, man weiß erst, wie gut es ist oder ob es überhaupt funktioniert, wenn Leute lachen und reagieren. Gestern hatte ich das Glück, dass man mich sehr wohlwollend aufgenommen hat und viel gelacht wurde und es war ein toller Abend. Aber nach wie vor gab es auch gestern wieder Situationen, bei denen man sich denkt: „Das gibt’s ja nicht, warum lachen die gerade jetzt?“ – und dann denkt man sich: „Das wird jetzt bestimmt der Supermörderlacher!“ und keiner lacht. Das ist immer wieder spannend und ich glaube, dieses Geheimnis werde ich auch in diesem Leben nicht mehr lüften (lacht). Aber um noch einmal auf die Nervosität zurückzukommen: Die ist auf jeden Fall nach wie vor da. Aber eher als eine positive Energie. 15 bis 20 Minuten vor dem Auftritt geht das dann meist los und man merkt: So, jetzt gilt’s. Aber es lässt dann auch nach einer Zeit auf der Bühne nach und man macht entspannt weiter.
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Impuls Lifestyle: Wie kommt man als Comedian zu seinen Gags? Überlegt man sich da konkret etwas oder sind das Situationen, die einem passieren?
Es ist eine Mischung. Interessanterweise sind es bei diesem Programm, da es ja sehr persönlich ist, zu 90 Prozent Situation, die Rick Kavanian persönlich erlebt hat oder bei denen er Zeuge war. Natürlich überhöht man für die Bühne auch mal was oder der Grieche kommt mit dazu, aber im Grunde sind es tatsächlich Dinge, die ich erlebt oder beobachtet habe.
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Impuls Lifestyle: Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit am meisten bzw. was macht Ihre Arbeit zum schönsten Job der Welt?
Freude zu machen. Leute zum Lachen zu bringen, im Idealfall natürlich beides. Einfach den Leuten eine gute Zeit zu bescheren. Ich wollte ja eigentlich einmal Kinderarzt werden, ich will mich da jetzt zwar auch nicht zu weit aus dem Fenster hängen, aber ich habe schon das Bedürfnis, dass es den Menschen rund um mich herum gut geht. Und wenn ich dazu mit Humor beitragen kann, bedeutet mir das schon etwas.
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Impuls Lifestyle: Vielen Dank, wir freuen uns schon auf Ihren Auftritt am 31. März im NUTS Traunstein.
Ich danke Ihnen.