Symptomflüstern

Es gibt Pferdeflüsterer und Katzenflüsterer. Als Psychologin mit tiefenpsychologischem Zugang zu körperlichen Symptomen/Krankheiten bin ich so etwas wie eine „Symptomflüsterin“. Oft, wenn ich eine negative körperliche Empfindung wahrnehme, höre ich ihr zu. Ich höre in meinen Körper hinein und versuche zu erspüren, was mir die Empfindung sagen möchte. Sofort und immer höre ich meinem Körper natürlich nicht zu. Ich ignoriere ihn zuerst und bin der Meinung: „Das geht schon noch!“ Die unangenehme Empfindung wird dann jedoch stärker und stärker.

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Mir hilft der Vergleich, dass mein Körper wie ein Baby ist, dem ich Aufmerksamkeit schenken kann oder auch nicht. Ignoriere ich die Bedürfnisse eines Babys zu lange, wird es irgendwann laut nach mir schreien. So laut, bis ich nicht anders kann, als mich ihm zuzuwenden. Ähnlich verhält sich unser Körper. Wir vernachlässigen ihn, wenn wir ihn irgendwo hinlegen/setzen/stellen und dann mal kurz oder länger weg sind. Wir sind mit dem Kopf in der Arbeit, im TV, im Handy, im Tablet, im PC, in der Vergangenheit, in der Zukunft, aber nicht hier und jetzt im Körper. Wird er länger oder zu oft nicht gehört, wird er laut, indem er Symptome produziert. So wie ein Baby keine Worte hat, mit denen es sagen kann, was es braucht, hat auch unser Körper keine Worte. So müssen wir ähnlich wie beim Baby „raten“, was der Körper braucht. Dieses Raten nenne ich „Flüstern“. Es ist wie ein leiser Dialog mit dem Körper. Es ist wie eine Mama, die ihr Baby am Arm hält und versucht zu erfassen, wieso es schreit, und idealerweise intuitiv spürt, was es braucht. Oft aber sind Mütter wie Väter ratlos und brauchen Unterstützung von außen. Eine Hebamme, die eigene Mutter, eine ältere Schwester können derlei Babyflüsterinnen sein, bis die Eltern selbst wissen, was ihr Baby braucht. Ähnlich ist es beim Symptomflüstern. Oft sind wir ratlos und erkennen die Botschaft der Symptome nicht. Hier kann psychologischer Rat und/oder das Erlernen von Techniken zum Symptomflüstern helfen diese zu verstehen.

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Doch wie kommt es überhaupt zu Symptomen?

Körperliche Bedürfnisse:

Wenn wir diese nicht rechtzeitig wahrnehmen und verdrängen, beginnt der Körper irgendwann zu leiden und zeigt uns, was er haben möchte. Körperliche Bedürfnisse sind Bewegung, Entspannung, Nahrung, Wärme, Pflege, Schmerzfreiheit, Wasser, Sauerstoff, Licht, Dunkelheit.

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Psychosoziale Bedürfnisse:

Jene Bedürfnisse, die wir als Kind nicht genügend erfüllt bekamen und/oder die wir uns selbst nicht genügend erfüllen, können ebenso körperliche Beschwerden verursachen. Diesen Vorgang nennt man Verschiebung. Ungelöste Themen werden in den Körper verschoben. Dort drücken sie sich aus ... und zwar so lange, bis wir sie „erflüstern“. Solche menschlichen Grundbedürfnisse sind: Zeit, Raum, Schutz/Grenzen/Sicherheit, Mitgefühl, Ruhe, Nähe/Kontakt, Erkanntwerden, Willkommen-Sein, Wertschätzung, Unterstützung/Fürsorge und viele mehr.

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Chronische Bedürfnisdefizite können sich psychisch (Angst, Depression, Zwang …), kognitiv (Konzentrationsstörungen...) und /oder körperlich (Symptome, Krankheiten) ausdrücken.

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Die europäische Medizin erkennt mittlerweile eine Reihe von psychosomatischen Erkrankungen an, wie z.B. Morbus Crohn, Migräne, Hautkrankheiten, chronischen Durchfall, Husten, Tinnitus, Schnupfen, Hörsturz, Schwindel, Bluthochdruck, Rückenschmerzen. Vielen körperlichen Erkrankungen jedoch spricht sie psychische Zusammenhänge mehr oder weniger noch ab. Meiner Meinung und Erfahrung nach macht es in allen Fällen Sinn, auf die Botschaft der Krankheit oder eines Symptoms zu hören. So kann es sein, dass eine sogenannte unheilbare chronische und/oder genetische Erkrankung im Familiensystem eine Funktion erfüllt. Erkennt man diese, kann entweder Linderung eintreten oder die Einstellung zur Erkrankung wandelt sich zum Guten.

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Erste Technik des „Symptomflüsterns“

  • Notieren Sie das Symptom (z.B. Migräne)
  • Was kann es gut? Wie verhält es sich? (z.B. Es kommt und geht, wann es will)
  • Was ist das Talent/die Gabe dieser Eigenschaft? (z.B. Sie nimmt sich Freiheit heraus.)
  • Angenommen, Sie wären als Kind so gewesen, was wäre passiert? (z.B. Bestrafung)
  • Formulieren Sie Ihren Heilsatz: „Zu meiner Heilwerdung brauche ich es, genau so zu sein (wie das Symptom es mir vorlebte)“ (mir Freiheiten zu gönnen!)

Hinweis: Wichtig ist, mir zu sagen, dass die Deutung immer individuell ist. Jemand anderer mag Migräne als lästig empfinden, als gewaltvoll, als schlimm usw.

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Herausfordernd ist es oft, das Positive im Negativen zu entdecken. Alles hat seine zwei Seiten, selbst eine schlechte Eigenschaft. Ein Kind, das laut schreit, hat die Gabe sich bemerkbar zu machen. Ebenso hat z.B. ein körperlicher Schmerz die Gabe sich bemerkbar zu machen. Das körperliche Symptom ist unser verkleidetes inneres Kind.

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Zweite Technik des „Symptomflüsterns“:

  • Notieren Sie das Symptom (z. B. Schwindel)
  • Fragen Sie sich: Wozu zwingt mich das Symptom? (sich Ruhe gönnen)
  • Fragen Sie sich: Ist dies etwas, was mir fehlt(e)? (ja)
  • Fragen Sie sich: In welcher Weise könnte ich das leben? (Ich mag für Ruhe beim Essen sorgen.)
  • Entdecken, erkennen wir die Botschaft, geben wir im besten Fall unseren Körper frei!

Wir erfüllen uns mindestens eines der Bedürfnisse aus der oben genannten Liste. So braucht uns der Körper nicht mehr daran zu erinnern. Unser Körper ist also unser Verbündeter. Anstatt Symptome nur und sofort weghaben zu wollen, könnten wir ihnen doch (zuerst) auch mal zuhören. Was meinen Sie dazu?

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Stefanie Zauchner-MimraIhre Stefanie Zauchner-Mimra

Als Psychologin und Heilpraktikerin für Psychotherapie unterstütze ich andere Menschen unter anderem beim „Symptomflüstern“.  Mehr zur „Symptomflüsterin“ hören Sie in meinem Psycho-Comedy-Vortrag im Herbst 2016 in Laufen. Nähere Informationen zu laufenden Veranstaltungen und zu meiner Arbeit finden Sie auf www.zauchner-mimra.info



Bilder:  Artsandsoul | Dreamstime.com
Autor: Stefanie Mimra

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