Aber so stellen sich viele Stadtkinder inzwischen Kühe vor. Es ist allerdings zu befürchten, dass nicht mehr nur Stadtkinder so denken. Kein Wunder, sind doch viele ihrer Eltern der Meinung, für Fleisch an der Leberkäse-Theke oder aus dem Tiefkühlregal müsse kein Tier mehr sterben. Beiden Vorstellungen ist eines gemeinsam: Wir entfremden uns zunehmend von der Natur!
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Unser Bewusstsein, dass unser Lebensmittelkonsum direkte Folgen hat, nimmt ab. Von daher sind beispielsweise medial wirksame, aber nur oberflächlich durchdachte Aufschreie, dass wegen der „bösen Bauern“ unsere Kühe ohne Hörner in den Ställen stünden, sicherlich insofern hilfreich, als vielen dadurch erst einmal bewusst wird, dass Kühe auch außerhalb der Fleischtheke existieren! Sie gehen dem Problem aber nicht wirklich an die Wurzel!
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Warum enthornen Bauern ihre Kühe? Früher standen Kühe in einer Reihe im Winter angebunden im Stall und kamen im Sommer auf die Weide. Damals war dem Verbraucher aber die einzelne Kuh bzw. ihr Fleisch und die Milch noch viel wert – der Bauer konnte von seinen wenigen Tieren leben. Heute muss der Landwirt über die Menge der Tiere sein Geld verdienen – bei einem Fleischpreis von 2–3 Euro pro Kilo kein Wunder! Mehr sind die Verbraucher nicht bereit zu zahlen. Also haben wir heute große Laufställe, oft mit Außenbereichen – mit der Möglichkeit zur Bewegung –, Liegeflächen und elektrischen Kratzbürsten für den sogenannten Kuhkomfort. Das Problem ist: Kühe haben oft Hörner. Und diese dienen nicht der Verbesserung der Milchqualität oder dem Empfang von Biosphärenstrahlung am Kopf, sondern in erster Linie, um zu verletzen! Um Schäden an Menschen und Artgenossen vorzubeugen, werden also die Hornanlagen (der Hautbereich, aus dem später das Horn wachsen würde) in jungem Alter während einer Vollnarkose entfernt. Alternativ wird in der Zucht darauf hingearbeitet, vermehrt genetisch hornlose Kühe zu züchten. Diese Tiere haben aber nichts mit Gentechnik zu tun, denn sie sind nicht durch einen Eingriff in das Erbmaterial entstanden – vielmehr gibt es hornlose Kühe schon seit der Antike. Wie auch immer: Wer einmal in einem Freilaufstall mit nicht enthornten Kühen arbeiten durfte, wird dieses Vorgehen verstehen.
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Wem die Tierhaltung nun unerträglich scheint, sollte nicht andere anprangern, sondern sich selbst ändern. Es steht jedem frei, Vegetarier zu werden. Wobei Veganer dann noch sinnvoller wäre, denn Vegetarier unterstützen die Milchindustrie, ändern also wenig am Problem. Das wäre aber auch nicht nötig, wenn Fleisch und Milch wieder zu ihrem eigentlichen Wert verkauft würden. Wenn wir wertschätzen würden, was wir da in uns aufnehmen. Wenn wir darauf achten würden, was wir wo konsumieren. Wenn wir uns selbst der Folgen unseres Handelns bewusst wären, statt Schuldige zu suchen. Ich kenne keinen Bauern, der nicht lieber mit 10 als mit 60 Kühen seinen Lebensunterhalt bestreiten wollte. Kühe machen Mühe!
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Ich stehe dazu, dass ich ein Allesesser bin, und lasse mir weder von Parteien noch selbst ernannten Vordenkern etwas anderes vorschreiben. Aber ich achte darauf, lokal zu kaufen. Das Fleisch bei meinem Metzger kommt vom Bauern aus der Region und das Wildfleisch aus unseren Wäldern. Und wenn wir nicht Betriebe mit 2.000 Kühen weitab unserer Region unterstützen wollen, sollten wir das alle tun. Unseren Konsum ändern – den Kopf einschalten. Denn die Hörner sind das kleinste Problem; es geht um unsere generelle Einstellung zur Natur, zur Region und zu uns selbst.
Ihr Christoph Werner
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Kathrin Weindl, 29 Jahre, aus Feldkirchen
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Wenn ich mein Fleisch im Supermarkt kaufe, achte ich besonders darauf, dass es aus Österreich und aus artgerechter Haltung kommt. Dabei schaue ich dann nicht auf den Preis und es darf ruhig mal mehr kosten. Heute ist es wichtig, auf die Qualität zu achten, denn man weiß mittlerweile nicht mehr, was einem vorgesetzt wird.
Carina Huber, 23 Jahre, aus Auerbach
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Beim Fleischkauf ist mir die Qualität wichtiger als der Preis. Ich kaufe mein Fleisch und meine Wurst bei den umliegenden Metzgereien oder direkt beim Bauern selbst. Dort weiß man, woher es kommt, und vor allem kennt man die Lebensumstände der Tiere. Die Fütterung und die Haltung sind kontrolliert und nebenbei unterstützt man die heimischen Bauern.
Mirek Biesiaga mit Maxi und Simon, 53, 9 und 5 Jahre, aus Freilassing
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Mittlerweile lege ich sehr großen Wert auf Fleischprodukte aus der Region. Artgerechte Tierhaltung ist das Mindeste, was wir den Tieren bieten sollten, dafür bin ich auch gerne bereit, mehr zu bezahlen – und schmecken tut man’s auch! Vor allem für die Ernährung meiner Kinder ist es mir wichtig, Produkte ohne überflüssige Zusatzstoffe, beim lokalen Händler zu kaufen.