Text: Sissi Stümpke
Als ich gefragt wurde, ob ich einige Zeilen zum Thema Tierschutz schreiben möchte, fielen mir sofort Schlagworte wie Elefanten – Wilderei, Eisbären – Klimawandel etc. ein. Doch dann blickte ich aus dem Fenster und sah einen kleinen Spatz, der eifrig an einem Futterhäuschen zu Gange war. Sofort wusste ich, dass ich nicht die „großen“ Themen behandeln möchte, sondern das Kleine, das sich oft so unbemerkt vor unseren Augen, vor unserer eigenen Haustüre abspielt.
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Wenn man durch Freilassing geht, fällt vor allem eines auf: Die Gärten sind meist tipptopp in Ordnung, alles ist „besenrein“, und es gibt kaum ein Ästchen oder Blatt, das diese Ordnung stört. Die Sanierung vieler Häuser hat dazu geführt, dass vorhandene Spalten unter Dachrinnen oder auf Dächern entfernt wurden. Diese sind jedoch für unsere Vögel lebenswichtig; sie finden ja kaum noch einen Platz zum Brüten. Hecken und Bäume werden rigoros entfernt bzw. abgeholzt. Seit Jahrhunderten war es Tieren möglich, in Kirchtürmen zu brüten. Aber diese Zeiten sind leider vorbei.
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Lassen Sie uns doch mit dem Tierschutz wieder direkt vor unserer Haustür beginnen!
Öffnen wir doch wieder unsere Luken, und lassen wir Vögel ihre Nester unter unseren Dachrinnen bauen. Wenn dies aus irgendeinem Grund nicht machbar ist, haben Haus- und Gartenbesitzer die Möglichkeit Nistkästen aufzuhängen. Aber bitte daran denken, dass die Hauskatze das Nest nicht erreichen kann! Nutzen Sie das Laub im Herbst, und lassen Sie einen großen Haufen davon in einer Ecke des Gartens für den Igel. Und vor allem: Verzichten Sie auf die Laubsauger – sie entfernen kleine Insekten, die wiederum als Igelnahrung dienen –, Tellersensen und Kantenschneider! Damit werden viele Igel und andere kleine Tiere grausam verstümmelt und müssen elend zugrunde gehen! Wenn Sie das seltene Glück haben, an Ihrer Hausfassade eine Wand aus wildem Wein oder Efeu zu haben, bitte entfernen Sie diese nicht. Sie bietet zahlreichen Vögeln Schutz und wirkt außerdem wie eine Klimaanlage für die Hausmauer. Ein Konzert aus zahlreichen Vogelkehlen wird Sie dafür belohnen.
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Noch ein Punkt liegt mir sehr am Herzen: Wenn Sie den Wunsch nach einem vierbeinigen Begleiter – etwa einem Hund – haben, dann schauen Sie sich zuerst in den Tierheimen um. Soll es ein Rassehund oder ein Welpe sein, wenden Sie sich an einen verantwortungsvollen Züchter, bei dem Sie die Elterntiere sehen können, und überprüfen Sie, wie der Welpe aufwächst. Lassen Sie die Hände von den illegalen Welpenhändlern aus dem Osten. Man kann es nicht oft genug sagen: die Tiere sind meistens todkrank, wurden viel zu früh von ihren Müttern weggenommen. Rufen Sie stattdessen den Tierschutzverein oder die Polizei; nur so kann diesem Treiben ein Ende gesetzt werden.
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Sie sehen also, wir müssen nicht in die Ferne schweifen, wir können auch schon viel hier bei uns zuhause tun. Oft sind es nur Kleinigkeiten, mit denen wir große Wirkungen erzielen können. Was ist schon ein Laubhaufen? Für einen Igel oder eine Igelfamilie bedeutet er Überleben! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes Frühjahr!