Diese Frage wird in den nächsten Wochen vermehrt auf uns zukommen, steht doch Weihnachten vor der Tür. Anstatt frei von der Leber weg zu sagen, was man sich wünscht, drückt man sich vor einer Antwort. Warum eigentlich? Ich habe mir das abgewöhnt.
Als Aufräumcoach begleite ich Menschen beim Aussortieren und Organisieren ihrer 10.000 Dinge. Ungefähr soviel besitzt nämlich ein Mensch in unseren Breiten im Durchschnitt. 10.000 Dinge, die gepflegt, geputzt, gewartet oder gegossen werden müssen. Angesichts dieser unfassbaren Zahl ist es doch unser gutes Recht, selbst zu entscheiden, was neu dazu kommt und was nicht.
Aus diesem Grund habe ich wieder begonnen Wunschzettel zu schreiben. Ich habe mir dabei ein Beispiel an meinen Kindern genommen. Sie studieren schon Wochen vor der Bescherung sämtliche Kataloge und Online-Angebote und schreiben danach alles ganz genau auf. Gelegentlich kleben sie sogar ein Bildchen dazu und senden ihren Wunschzettel dann, in der Hoffnung genau das zu bekommen, was sie sich wünschen, ab. Dieser Wunschzettel macht dann in der gesamten Verwandtschaft seine Runden. Im Endeffekt ist jeder über diese Entscheidungshilfe sehr froh. Denn diese „Einkaufshilfe“ erspart einem in der Vorweihnachtszeit eine Menge Zeit und Energie.
Warum haben wir Erwachsene bloß irgendwann damit aufgehört, diesen wunderbaren Zettel zu schreiben?
Nicht nur, dass es für die Schenker einfacher wäre, nein, es wäre auch für uns selbst sinnvoll, sich ganz genau damit zu beschäftigen, was wir wirklich brauchen oder wollen und was nicht, anstatt alles dem Zufall zu überlassen. Denn wäre es nicht toll, genau das geschenkt zu bekommen, was wir wollen, anstatt des 100. Dings, das wir im Endeffekt nur jahrelang abstauben, ohne dass es uns wirklich Freude macht?
Noch dazu sind ungewollte Geschenke genau die Dinge, die wir später extrem schwer wieder loswerden. Zu groß ist nämlich das schlechte Gewissen, die hässliche Vase, die uns Tante Irmgard zu Weihnachten 1999 geschenkt hat, auszusortieren. Also bleiben wir darauf sitzen. Oft jahrelang. Aber da mache ich nicht mehr mit.
Sollte es in einer Situation unpassend sein, meinen Wunschzettel zu verteilen, greife ich auf den guten alten Wunsch nach einem Gutschein zurück. Denn da entscheide ich selbst, was ich mir damit kaufe. Und das ist dann mit Sicherheit etwas, was ich wirklich haben möchte und was mein Leben die nächsten Jahre bereichern anstatt belasten wird.
Mein Strohhalm bei schenkwütigen Verwandten und Freunden ist: Leckeres zum Essen oder Trinken. Denn ich freue mich über ein gutes Abendessen oder ein Kernöl aus der Steiermark mehr als über ein weiteres Buch, das ich in einigen Monaten ungelesen wieder aussortieren werde.
Auch dem nervenaufreibenden Umtausch-Marathon kann ich so entkommen. So bleibt mir viel mehr Zeit, um mit meiner Familie die Feiertage zu genießen. Und das ist schließlich das allerschönste Geschenk.
Wie trennen Sie sich von unliebsamen (Weihnachts-) Geschenken?
Sortieren Sie zuerst das schlechte Gewissen aus! Denn nur ohne schlechtes Gewissen werden Sie es schaffen, sich von unnützen Geschenken zu trennen. Niemand kann und wird von Ihnen verlangen, sich mit Dingen zu umgeben, die Sie weder schön noch nützlich finden.
Des einen Leid ist des anderen Freud! Es könnte sein, dass sich jemand anderer sehr über das Paar Socken oder den rosa Mixer freut. Schenken Sie unliebsame Geschenke weiter. Tauschen ist natürlich auch erlaubt!
Machen Sie Geld daraus! Es gibt unzählige Möglichkeiten unliebsame Geschenke zu verkaufen. Willhaben oder shpock sind nur zwei davon. Mit dem Geld können Sie sich dann das kaufen, was Sie wirklich brauchen.
Sie haben ein kreatives Händchen? Oder noch besser zwei? Sehr gut! Manche Dinge lassen sich mit wenig Aufwand zu etwas ganz Besonderem verwandeln. So könnte es sein, dass mit etwas handwerklichem Geschick das unliebsame Geschenk zu einem echten Lieblingsstück wird.
Wenn diese Möglichkeiten für Sie nicht in Frage kommen: Spenden Sie die Geschenke. Es gibt viele bedürftige Menschen, die sich sehr über neuwertige Sachspenden freuen! Und seinen Überfluss mit Bedürftigen zu teilen, ist ja schlussendlich DER wahre Sinn von Weihnachten!
Über Michalea Gerhardter
Michaela Gerhardter wurde 1974 in Salzburg geboren und war im Laufe ihres Lebens bereits in verschiedenen Berufssparten tätig.
Als berufstätige Mutter von vier Kindern musste sie den Haushalt gut organisieren, und durch viele Umzüge perfektionierte Michaela schnell das Aussortieren. Durch ihre ordentliche und wenig zugestellte Wohnung klappten nicht nur das Zusammenleben und der tägliche Haushalt besser, auch Freunde wurden auf Michaela Gerhardter‘s Aufräum-Talent aufmerksam.
Mehr und mehr entdeckte sie ihre Leidenschaft für diese Tätigkeit und machte sich als erster Salzburger Aufräumcoach selbstständig. Seither unterstützt sie Menschen dabei, ihr Heim auf Vordermann zu bringen und sich von so manch angesammeltem, jedoch unnützen Teil zu trennen.
Im Rahmen ihrer Kolumne gibt uns Michaela zukünftig viele wertvolle Tipps, wie wir durch gezieltes Aussortieren nicht nur unsere Wohnung, sondern viel mehr auch unser Inneres sortieren.
Viele weitere Tipps sowie Michaela‘s Kontaktdaten finden Sie unter