Profitipps für die richtigen Mahlzeiten während der Fastenzeit und wie wir achtsames Essen dazu integrieren können
Die Themen Fastenzeit, gesunde Ernährung und achtsames Essen scheinen derzeit allgegenwärtig. Doch wie gehen wir die Sache richtig an, und welche Fehler können uns dabei passieren? Wir wollten es wieder einmal ganz genau wissen und haben die Spezialistin – Gastrosophin Rosemarie Haider – interviewt.
Gehört für dich eine Suppe zur gesunden Ernährung?
Auf jeden Fall. Ich liebe Suppen und könnte davon leben. Suppen sind ja bekanntlich die ältesten Speisen, die der Mensch gelöffelt hat. Als flüssige bis dünnbreiige Speise, die auf der Basis von Wasser mit Fleisch, Fisch oder Gemüse hergestellt wird, ist sie seit jeher ein wichtiger Teil unserer Nahrung. Die Suppe ist vielfältig, nahrhaft und leicht verdaulich. Zudem ist sie ein richtiges Allround-Talent und kann jeden Tag neu interpretiert werden.
So ist eine Suppe auch ideal geeignet, um Lebensmittelreste perfekt in Szene zu setzen.
Es gibt Gründe genug, der Vielfalt der Suppe wieder einen höheren Stellenwert am Speiseplan zu verleihen, denn eine Tasse Suppe geht immer.
Worauf sollte man bei der Zubereitung von „Fastensuppen“ achten? Welche Zutaten dürfen auf keinen Fall fehlen, und welche sollte man – wenn möglich – weglassen?
Fastensuppen haben immer etwas Schlankes und Mageres an sich. Grundsätzlich versteht man unter einer Fastensuppe eine auf Gemüsebasis gekochte Suppe, die sehr mild gewürzt ist. Solche Suppen erheben keinen Anspruch auf Kohlenhydrate, Fett und Fleisch.
Frische Kräuter und Gewürze bringen einen abwechslungsreichen Geschmack in die Suppe.
Einerseits dient die Fastensuppe als wichtiger Basenlieferant während des Fastens, andererseits nimmt man eine warme Mahlzeit und Flüssigkeit zu sich.
Hast du einen Tipp, um Heißhungerattacken zu überbrücken? Welche Ersatzprodukte zu Schokolade und Co. kannst du uns empfehlen?
Wir alle kennen diesen Zustand, wenn schnell eine Tafel Schokolade oder ein Leberkäse-Semmerl her muss, um den Blutzuckerspiegel wieder ins Lot zu bringen. Heißhungerattacken liegt meist eine unausgewogene Ernährung zugrunde, aber auch die Seele kann Hunger haben. Das Gegenmittel muss nicht immer Schokolade oder Süßes sein. Ein Apfel kann die schnelle Rettung sein, weil Äpfel den Glucose-Haushalt im Körper regulieren und den Appetit stillen. Obendrein gibt er eine große Portion an Vitaminen.
Wunder wirkt ein warmes Frühstück, zum Beispiel ein Getreidebrei aus Haferflocken, eventuell mit Joghurt, Nüssen und Früchten, denn Haferflocken sorgen für ein lang anhaltendes Sättigungsgefühl.
Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen und Linsen sind hochwertige Eiweißlieferanten, enthalten zudem viele Ballaststoffe und liefern einen hohen Sättigungsgrad. Zitrusfrüchte oder schon eine Zitronenscheibe im Trinkwasser zügeln eine sich ankündigende Heißhungerattacke.
Welche Lebensmittel sollten jetzt immer auf der Einkaufsliste stehen?
Selbstverständlich frisches Obst und Gemüse, der Jahreszeit und der Region entsprechend. Sauerkraut oder fermentierte Lebensmittel und Getränke sollte man nicht vergessen. Nicht zu unterschätzen sind selbstgezogene Keimlinge und Sprossen.
Ist Heilfasten prinzipiell etwas für Jedermann, bzw. welchen Personen empfiehlst du das Heilfasten?
Heilfasten ist so eine Sache und sicher nicht für Jedermann die geeignete Fastenmethode. Heilfasten sollte auf keinen Fall alleine durchgeführt werden. Wenn, dann bitte unter ärztlicher Aufsicht oder mit einem dafür ausgebildeten Fastenbegleiter. Heilfasten braucht Zeit, und man muss sich darauf einlassen können.
Was sind die größten Fastenfehler, die man begehen kann?
Wichtige Faktoren sind Ausdauer, Konsequenz und Zeit. Wenn ich mir zum Fasten nicht genügend Zeit gebe, sollte ich das lieber lassen.
Jegliche Arten von Fasten spielen sich im Kopf ab und fordern eine gewisse Achtsamkeit zu sich selber.
Fasten ist immer „ein wieder in den Einklang kommen mit sich selbst“ und auf seine innere Stimme zu hören. Dazu muss ich bereit sein und es auch zulassen können.
Was versteht man genau unter achtsamen Essen, und was bedeutet es für dich?
Achtsames Essen definiert eine spezielle Art der Aufmerksamkeit und der bewussten Nahrungsaufnahme und widmet sich den unbewussten Einflüssen rund um unser Essverhalten. Grundsätzlich beginnt das Thema für mich schon bei der Auswahl meiner Nahrungsmittel. Da ich auf einem Biobauernhof aufgewachsen bin, ist mir die Wertschätzung von Lebensmitteln schon in die Wiege gelegt. Es ist absolut keine Selbstverständlichkeit, dass es uns so gut geht und wir wie in einem Schlaraffenland leben können.
Welche Tipps hast du in Sachen „achtsames Essen“ für uns? Und wie kann man es auch in einen stressigen Arbeitsalltag integrieren?
Achtsames Essen verlangt Zeit. Es ist so schön, mit allen Sinnen ein Essen vorzubereiten und zu genießen. Sei es ein Spaziergang über den Bauernmarkt, die Wahrnehmung eines schön angerichteten Mahls, ein aufmerksam gedeckter Tisch, das Arrangieren eines Wiesenblumenstraußes oder das Duften von frischen Kräutern. Die Sorgfalt bei der Zubereitung der Speisen alleine nährt schon Geist und Seele.
Handlungen wie Telefonieren während des Speisens oder Essen vor dem Fernseher oder am Computer lassen unsere Nahrungsaufnahme als eine unwichtige Sache erscheinen. Nur wir selber können das Kommando in Richtung achtsame Ernährung wieder in die Hand nehmen und der bewussten Entscheidung, was und wie wir essen, mehr Raum geben.
Dazu gehört für mich auch selber kochen, denn nur wer selber kocht, kann wirklich wissen, was auf den Teller kommt.
Über Rosemarie Haider:
Rosemarie Haider ist im Mühlviertel auf einem Biobauernhof aufgewachsen und hatte von Kindheit an einen Zugang zum Leben im Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten.
Die Produktion qualitativ hochwertiger Lebensmittel war für sie immer gegenwärtig. Sie ist Landwirtschaftsmeisterin, Dipl. Ernährungsberaterin-TCM (Traditionelle chinesische Medizin) und Dipl. TEH-Praktikerin (Traditionelle europäische Heilkunde) sowie Gastrosophin und sieht sich als Botschafterin für gesunde, ausgewogene und vor allem genussvolle Ernährung.
Ihr Ziel ist es, Interessierte für die Bedeutung der Auswahl von regionalen und saisonalen Lebensmitteln zu begeistern.