Wenn Eltern schwierig werden

Die zweite Pubertät
Autor/in: Stefanie Mimra

Nicht immer bist du es, der schwierig ist. Oft sind es auch deine Eltern. Wenn du Eltern hast, die ungefähr zwischen 45 und 60 Jahre alt sind, könnten dich folgende Zeilen zum Schmunzeln bringen und dein Bewusstsein erweitern. Umgekehrt dürfen natürlich auch alle Eltern in diesem Alter, deren Söhne und Töchter sich im jungen Erwachsenenalter befinden, meinen Artikel lesen.

Ich weiß, wovon ich schreibe, bin ich doch selbst genauso eine Mutter. 54 Jahre alt – mitten in der zweiten Pubertät, sprich in den Wechseljahren – mit einem 28-jährigen Sohn. Im Wechsel soll man/frau etwas wechseln. Dieses Wechselbad an Verhaltensweisen, Emotionen und Äußerungen kann für dich als Tochter oder Sohn eine Herausforderung sein.

Nicht selten prallen drei Krisen aufeinander:

Der Auszug der jungen Söhne/Töchter aus dem Elternhaus

Das junge Erwachsenenalter als adoleszente Krise

Die Wechseljahre der Eltern

Krise ist ein großes Wort, und doch nennt man auch ganz normale und sogar freudige Lebensübergänge so. Die Aufgabe in allen Wandlungszeiten besteht darin, eine alte Identität loszulassen und eine neue Identität zu finden. Damit so ein Identitätsverlust nicht traumatisch wirkt, gibt es die „Zeit, die alle Wunden heilt“. Eine Krise ist somit kein punktuelles Ereignis, sondern ein Prozess in fünf Phasen. 

Diese fünf Phasen und deren Slogans lauten:

Schock – Oh, mein Gott, das darf doch nicht wahr sein!

Handeln – Da muss man doch etwas dagegen tun können! 

Emotionen – Das ist so traurig und ärgerlich oder erleichternd!

Akzeptanz –  Aha, es ist so!

Neubeginn – Ah, da kommt etwas Neues! Die Krise war für etwas gut!

1. Schockphase – Verleugnung und (emotionale) Starre

Wenn deine Eltern in den Wechseljahren sind, dann darfst du damit rechnen, dass sie es zuerst einmal nicht wahrhaben wollen/können. Sie halten an gewohnten Verhaltensweisen und Zuständen fest. Sie wollen keine Veränderung. 

Tipp: Bleib in Bewegung. Bleib in dieser Phase in Bewegung, erinnere deine Eltern immer wieder daran, dass du erwachsen bist. Sag ihnen, wie wichtig sie für dich sind, aber auch, wenn du sie nur mehr alle 1 – 2 Wochen besuchen kommen wirst. Sag ihnen, wofür du ihnen dankbar bist und dass du dein Leben nun selbst leben möchtest.

Tipp für deine Resilienz: Resilienz bedeutet nicht ein Leben ohne Krise. Resilienz bedeutet, für Krisen gut ausgestattet zu sein, sie bewältigen zu können und dabei gesund zu bleiben.

2. Handeln: Versuch, den alten Zustand wiederherzustellen. Verleugnung.

In dieser Phase probieren Eltern alles Mögliche aus, um den alten Zustand – bei sich selbst und bei dir – beizubehalten bzw. wiederherzustellen. Eltern haben in dieser Phase unbewusst vielleicht auch die Panik, noch schnell bei dir alles gut machen zu wollen, was sie meinen falsch gemacht oder versäumt zu haben. Auch hat die Psyche Zeit sich umzustellen. Manchmal jedoch gleiten wir ins Agieren hinein und machen zu viel. Dein Papa will vielleicht mit dem Fitnessstudio etwas für seine Gesundheit tun, was ja löblich ist. Vielleicht spürst du aber auch, dass er damit den Alterungsprozess stoppen möchte.

Tipp: Du bist nicht für ihre Krise verantwortlich, da müssen deine Eltern selbst durch! Manche junge Erwachsene haben Schuldgefühle, wenn sie nicht die Bedürfnisse der Eltern erfüllen. Nur weil deine Eltern alt werden, brauchst du sie nicht zu unterhalten und mit zu deinen Partys zu schleppen. 

3. Emotionen: Erlaube Emotionen wie Wut, Angst, Trauer, Scham, Schuld, Erleichterung, Freude... bei dir und deinen Eltern

Ja, es ist traurig, dass es Verluste gibt. Das einzig stabile ist aber der Wandel. Alles wandelt sich permanent. Oft gibt es mehrere Emotionen gleichzeitig. Deine Eltern sind vielleicht erleichtert, dass ihre Elternpflichten enden und traurig, dass du nicht mehr ihr kleines Kind bist. In dieser Phase beginnt erst die eigentliche Verarbeitung des Verlusts der alten Identität. Jetzt kann es heftig krachen! Die emotionalen Schwankungen erinnern mich oft an das prä-menstruelle Syndrom.

Tipp: Rechne mit Emotionen bei deinen Eltern und bei dir, sie gehören dazu. Alle Emotionen sind erlaubt. Finde Wege, sie so auszudrücken, dass der Schaden gering bleibt. Malen, Schreiben, Sport, Tanzen, Theaterspielen und so weiter. 

4. Akzeptanz – Die neue Identität wird angenommen. Es ist wie es ist!

In dieser Phase beruhigen sich deine Eltern idealerweise wieder. Sie haben die alte Identität betrauert und können nun „Ja” sagen zum Alter, zum Tod, zum Leben, zu sich selbst und zu dir und deinem Leben.

Tipp: Lebe im Hier und Jetzt, also bewusst! Sei mit deinem Kopf bei der Sache, die du tust, anstatt schon nach vorne zu denken oder in der Vergangenheit zu hängen. Mit Achtsamkeitsübungen finden Menschen in die Akzeptanz des Lebens.

5. Neubeginn – Der Frühling ist da!

In dieser Phase entsteht etwas Neues. Sie ist leicht mit der Handlungsphase zu verwechseln. Der Unterschied ist, dass der Verlust schon betrauert wurde und das Neue von Herzen stimmig ist. Möglicherweise haben deine Eltern ihre geistige Elternschaft angetreten und haben in einem Projekt ihre neues „Baby“ gefunden. Idealerweise sind sie spirituell gewachsen und wenden sich dem Sinn des Lebens zu. Sie tun das, was sie erfüllt und wahr für sie ist. 

Tipp: Frage deine Eltern um Rat! Sie sind nun echt weise! Lass sie von früher erzählen, bitte sie um Rat. Das freut sie und erleichtert dich. Und dann mach selbst, anstatt deine Eltern überall anpacken zu lassen. 

Dieser Artikel ersetzt nicht deine persönlichen Erfahrungen, Gefühle und Gedanken. Dein persönliches Erleben gilt! Dieser Artikel ersetzt keine ärztliche oder psychologische Hilfe. Dieser Artikel mag dir helfen, deine Eltern besser zu verstehen. Nicht nur du wächst, auch sie wachsen, auch wenn ihr alle schon erwachsen seid. Hab Vertrauen und gönne dir Unterstützung. 

Deine Stefanie Zauchner-Mimra

Heilpraktikerin für Psychotherapie

www.zauchner-mimra.info



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